Lieben wir uns selbst?!
Selbstliebe und Behinderung/Beeinträchtigung geht das?
Wenn wir über Liebe reden, geht es zuerst um Selbstliebe. Wie sonst können wir andere Lieben oder von anderen geliebt werden. Selbstliebe heisst, dass wir schön sind, ohne dringend schön sein zu müssen – von innen heraus.
Selbstliebe ist wohl etwas vom Schwierigsten im Leben eines Menschen mit CP. Selbstliebe ist eine Frage der Perspektive. Verändern wir den Blickwinkel auf uns, wird meine Langsamkeit zu Achtsamkeit und meine Spastik von Hand und Bein wird zu Mentaler Stärke, weil ich trotzdem greifen kann. Und plötzlich beneiden mich Menschen in der schnelllebigen Welt, um meine behinderungsbedingten Fähigkeiten. Wir sind Meister im Beobachten, im Nachdenken und können besser mit kleinen Problemen umgehen, weil wir tagtäglich grosse Hürden überwinden müssen. Wie oft beklagen sich Menschen bei mir darüber, wie schlimm es ist, wenn sie eine Hand im Gips haben. Dann möchte ich am liebsten laut loslachen, weil ich nichts anderes kenne, als dass ich nur eine Hand richtig benutzen kann.
Wo sind eure Stärken, was könnt ihr besser als Person, als Behinderte als viele «Normalbehinderte» auf dieser Welt? Wenn ihr eure Fähigkeiten erkennt, könnt ihr selbstbewusst dafür einstehen und euch auf die Schultern klopfen – das ist Selbstliebe. Eure Persönlichkeit ist so wunderbar und wichtig. Damit können wir (fast) alles erreichen, was wir uns erträumen und wir sind Vorbild, in dem wir zeigen, dass wir an uns glauben – trotz allem oder gerade deswegen!
Eva Zurlinden